Filmfestival in Nottwil 2003

swiss.movie
Film- und Video-Festival
Region 2
 
Samstag 5. April 2003
im Paraplegikerzentrum SPZ in Nottwil / LU

In gemütlicher Atmosphäre hat ein interessiertes Publikum die präsentierten Filme genossen. Anschliessend hat die Jury die Resultate verkündet und die begehrten Medaillen übergeben. Alle Medaillengewinner der 3 Regionalfestivals (Franz./Ital.-Schweiz, Deutschschweiz West, Deutschschweiz Ost) sind gleichzeitig selektioniert für die Teilnahme am Schweizerischen Filmfestival in Spiez (www.filmfestivalspiez.ch)

 

Autor (alphabetisch)

Film-Titel

Kat.

Dauer

Auszeichnung

Buess Walter, Rheinfelden

Do bisch dehei - bisch nit allei!

doc

16'

 

Buser Rolf, Aarau

Machu Picchu

doc

15'

Bronzemedaille

Gerber Heinz, Bern

Solo für 4

frei

9'

Bronzemedaille

Henggeler Guido, Einzelmitgl.

Bonaire - Divers Paradise

doc

20'

 

Hugentobler Walter, Baden-Wettingen

Land der Suonen

doc

18'

Bronzemedaille

Käslin Franz, Rheinfelden

Die moderne Sägerei

doc

16'

 

Keist Daniel, Sursee

Der wilde Norden

doc

17'

Silbermedaille

Klasse Jugend & Medien 01 / Filippo Lubiato, Bern

Wenn der Mond seine Bäume berührt

SF

7'

Silbermedaille

Lindenmayer Roger, Basel

Wie wär's mit Segelfliegen?

doc

23'

Bronzemedaille

Lubiato Filippo, Bern

Die Jagd auf das Wunder von Bern

SF

30'

Silbermedaille

Münger Max, Bern

Eine Künstlerseele unter Zeitdruck

doc

15'

Bronzemedaille

Poobalasingam Nanthakumar, Bern

Verstaubte Kultur

SF

25'

 

Schmidt Günter, Thun

Wasserwege

frei

15'

 

Schönenberger Marcel, Olten

Schicksal als Chance

doc

25'

Bronzemedaille

Stoll Roger, Luzern

Somewhere in Africa

doc

13'

Bronzemedaille

Schulfilm, Interlaken

kidnäppt

SF

25'

 

Organisation: Filmerclub Sursee

 

BEGRÜNDUNG DER JURY


Festival der Region 2 im April 2003 in Nottwil

Juryberichte zu den gezeigten Filmen

Die Jury hat die Filme aller 4 Regionen (Ital. - Franz.- Deutschschweiz West und Ost) zusammen bewertet.
Hier die Kommentare zu „unseren“ Filmen aus der Region 2 - zusammengstellt nach den Anmerkungen aller Jurymitglieder von Brigitta Rusca und Martin Huber
Die Jury:
Beat Schiltknecht, Flawil
(Delegierter für Wettbewerbe von swiss.movie)
Brigitta Rusca, Bösingen
Fred Graber, Gingins
Martin Huber, Thun
Filippo Lubiato, Bern
Pascal Pfleger, Ependes
Karl Werner Sutter, Uster

 

 

 

Bonaire - Divers Paradise
Henggeler Guido
Diplom
Der Einstieg, eine Art Inhaltsangabe durchs Bullauge gesehen ist originell. Doch stellt sich dem Zuschauer die Frage: Ist es ein Ferienfilm oder ein Werbefilm für ein Reisebüro? Die gute geografische Darstellung und der Kommentar am Anfang sind informativ. Leider wird der Kommentar zunehmend ein bisschen unkritisch und belanglos. Der Versuch einen Hauch Abenteuer einzubringen misslingt, da das Wrack schon vorgehend als Touristenattraktion erwähnt wird. Doch mit sauberen, ruhigen Bildern und schönen Unterwasseraufnahmen bringt uns der Autor einen Hauch Südsee mit.


Verstaubte Kultur
Poobalasingam Nanthakumar
Diplom
Vom Filmtechnischen wie vom Schauspielerischen her gesehen weist diese Produktion einige Fehler auf. Die Ausleuchtung und der Ton sind mangelhaft, die Darsteller sind nicht immer überzeugend. Anschluss-Szenen zum Teil grob geschnitten. Jedoch ist dieser Film von dokumentarischem Wert. Öffnet er dem Betrachter doch die Augen gegenüber Problemen mit denen fremde Kulturen in unserem Umfeld zu kämpfen haben, was sicher bis anhin den meisten von uns verborgen war. Die symbolische Darstellung eines Mordes mit der Apfelszene zeugt von Sensibilität.


Der wilde Norden
Keist Daniel
Silbermedaille
Diese Filmdokumentation ist unterhaltend und kurzweilig, Der Kommentar verfügt über Witz, ist aber zum Teil zu schnell gesprochen und wirkt hektisch. Die Technik verführt den Autoren zu Spielereien mit den Titeln. Einige Übergangs-Szenen sind überflüssig. Doch die beobachtende, gut geführte Kamera regt im Zuschauer die Lust, Australien zu bereisen. Die musikalische Untermalung ist gelungen.


Schicksal als Chance
Schönenberger Marcel
Bronzemedaille
Der Titel des Filmes ist gut gewählt. Wir gewinnen einen Einblick in das Leben eines Menschen, der dem Schicksal eine positive Seite abgewinnt. Jedoch ist der Ein- und Ausstieg wenig detailliert. Sicher wäre es interessant mehr über die Technik des Griffes beim Rollstuhlrennen zu erfahren. Der Originalton ist oft schwer verständlich, und die Bilder sind am Anfang asynchron. Unnötig lange Einstellungen vermindern die Aufmerksamkeit des Zuschauers. Im allgemeinen ist es aber doch eine recht gute Dokumentation, die den Rollstuhlsport aufwertet.


Wie wär's mit Segelfliegen?
Lindenmayer Roger
Bronzemedaille
Der Film ist um einiges zu lang. Der Aufbau und die Struktur sollten noch überdacht werden. Zu viele Wiederholungen vermeiden. Für Laien ist das Thema etwas zu unübersichtlich dargestellt. Der Originalton ist oft zu leise und somit die Kommentare teilweise schlecht verständlich. Die Kamera jedoch gibt durch schöne, saubere Detail- und Grossaufnahmen einen vielseitigen Einblick. Beeindruckend ist die Einstellung aus dem Anhänger heraus. Die Flugobjekte werden gut erfasst.


Solo für 4
Gerber Heinz
Bronzemedaille
Haushalt, ein altes, aber ein gut gewähltes Thema. Der Dialog ist etwas zu gewichtig zum Sujet. Die Bilder drücken genug aus. Die Gedanken in natürlicherer Sprache gesprochen würde die Monotonie des Tagesablaufes besser unterstreichen. Der Film weist stellenweise falschen Weissabgleich auf. Ansonsten ist der Film gut gelungen. Er zeigt uns auf kurzweilige Art den Querschnitt durch den Alltag einer Hausfrau. Die Kinder wirken echt. Für Spielfilme gilt es allgemein auf Regiefehler zu achten. Als Beispiel: Kaffeemaschine mahlt und giesst gleichzeitig Kaffee aus. Witzig aber ist der Zwischenschnitt mit der Fliege.


Wasserwege
Schmidt Günter
Diplom
Der Autor lässt uns mit zum Teil guten Bildern und schönen Grossaufnahmen seine Reise miterleben. Als Kommentar hat der Autor die Poesieform gewählt und somit hohe Anforderung an sich gestellt. Diese Form verlangt eine entsprechende Betonung, die aber nicht immer optimal war.- Leierkastenton vermeiden! Leider ist der Kommentar durch den technisch mangelhaften Ton auch oft schwer verständlich. Zum Teil wird auch wörtlich der Inhalt des Bildes erklärt. Viele ruckelnde Zooms wirken irritierend. Schön ist, dass die Stimmungen fast ohne Musik wirken dürfen und genossen werden können.


Eine Künstlerseele unter Zeitdruck
Münger Max
Bronzemedaille
Die gute, dynamische Kamera und das Spiel mit Schatten setzen die Figuren gut ins Bild und hauchen ihnen Leben ein. Zu oft werden jedoch Retour-Zooms eingesetzt, zum Teil verwackelt und ohne eigentliches Ziel am Ende. Die Titelgestaltung am Anfang wird zu lang empfunden. Mit einer schönen Abendstimmung wird der Zuschauer zu einem Schluss hingeführt, doch dann folgen noch weitere Aufnahmen einer Ausstellung, Eine gute Idee ist es, das lebende Modell im Film einzubauen. Der Kommentar ist ausführlich, gut gesprochen und unterstreicht die Bilder, Wir gewinnen einen sehr guten Einblick in das Schaffen des Künstlers.


Machu Picchu
Buser Rolf
Bronzemedaille
In ruhigen und schönen Bildern gehaltenes Dokument, das durch seinen ausgezeichneten Kommentar und dem perfekt unterlegten Klangteppich besticht. Mit guten Zwischenschnitten wird die Eintönigkeit gut durchbrochen. Der Film wirkt leicht hypnotisierend und lässt das Mysterium dieses Ortes aber leider nur erahnen. Ein Höhepunkt wurde schmerzlich vermisst.


Do bisch dehei – bisch nit allei!
Buess Walter
Diplom
...ist ein guter Werbefilm über den Alltag und die Aktivitäten eines Pflegeheims. Der abwechslungsreich gestaltete, kapitelartige Aufbau vermag zu überzeugen, die Informationen sind unfassend und klar, ideal also für zukünftige Bewohner. Der leider etwas fade Kommentar ist mangelhaft mit der Musik abgemischt. Insgesamt ist der Film sehr sympathisch und das langsame, dem Alltag angepasste Tempo, ist zwar angenehm, wirkt letztendlich aber etwas zu lang.


Somewhere in Africa
Stoll Roger
Bronzemedaille
...darf nicht mit dem diesjährigen OSCAR®-Gewinner für den besten ausländischen Film gleichen Titels verwechselt werden (!!) Dennoch besticht der in eindrücklichen Bildern gehaltene Film mit perfekten Naturaufnahmen mit einer guten Kameraführung, die manchmal etwas zu wackelig wirkt. Die Übergänge sind einfallsreich gestaltet und die teilweise auftretenden Symboliken haben zusätzlich positiv überrascht. Bedauerlicherweise wurden die wirklich ruhigen Tieraufnahmen mit zu pompöser Musik erdrückt. Die auch wirklich gelungenen Grossaufnahmen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, das der Film keinen eigentlichen Höhepunkt aufweisen kann. Zu überlegen ist, ob Dialekt die richtige Kommentarform für diesen Film ist.


Wenn der Mond seine Bäume berührt
Klasse Jugend und Medien 01 / Filippo Lubiato
Silbermedaille
Das Thema „Suizid“ wird hier behutsam und respektvoll angegangen. Mit wenigen Worten und dem sehr guten Schauspiel der Hauptakteure wird die Intensität des Stoffes beinahe real spürbar. Der Höhepunkt ist zweifellos die Aufdeckung der Vergangenheit der schwangeren Krankenschwester mit nur einer Einstellung. Dank tadelloser Regie und glaubwürdigen Darstellern rutscht der Film nie ins Peinliche ab und vermag den Kontrast zwischen kühler Spitalstimmung und menschlicher Wärme zu vermitteln. Der ganze Film ist ein Vorbild technischer Umsetzung in allen Bereichen und gipfelt in der delikat und sparsamen Musik- und Tonführung. Nicht zu überzeugen vermag einzig die Kampfszene.


Die Jagd auf das Wunder von Bern
Lubiato Filippo
Silbermedaille
Dieser halbdokumentarische Spielfilm darf ohne Zweifel als innovativ bezeichnet werden. Eine mit viel Raffinesse umgesetzte Story, die keinen Augenblick auslässt, die Sensationsgier und die Machtkämpfe der Sender untereinander zu parodieren. Die stilsichere Regie verknüpft virtuos die Handlungsschauplätze, unterstützt durch die vorbildlich abgestimmten Ton- und Bildeffekte. Die Kameraführung ist höchst professionell. Der Film lässt kaum Langeweile aufkommen, zu geschickt sind die humoristischen Einlagen eingebaut. Leider sind nicht alle Schauspieler überzeugend, manchen könnte der Film überladen vorkommen. Alles in allem aber ein vergnügliches und intelligentes Werk, das es sich nicht nehmen lässt etwas Missionarisches mit auf den Weg zu geben.


Die moderne Sägerei
Käslin Franz
Diplom
Ein Baumstamm wird zu Konstruktionsholz verarbeitet. Dies will uns der Film glaubhaft darstellen. Zum Teil ist das auch gelungen, doch hätte man sich ein abwechslungsreicheres Aufladen gewünscht. So wirkt die Szene ziemlich langfädig, wenn nicht gar langweilig. Der bessere Part der Dokumentation ist zweifellos die der Sägerei. Dort sind die Bilder sind imposant und rhythmisch gut umgesetzt. Unsäglich und absolut lästig, gar ins unerträgliche führend ist die sich immer wiederholende Musik, die zudem noch dominant abgemischt wurde. Ausserdem sind die Untertitel unnötig und oft falsch. Der geschriebene Kommentar wirkt lächerlich und holprig übersetzt.


Land der Suonen
Hugentobler Walter
Bronzemedaille
In farbenprächtigen, technisch sauberen Bildern führt uns der Autor ins frühere Wallis zu den Bewässerungskanalbauern, ins Land der Suonen. Der Kommentar ist sehr ausführlich und sehr gut recherchiert, zum Teil mit guten Archivaufnahmen kombiniert, die einen lebendigen Bezug zum Thema schaffen. Besondere Aufnahmemotive werten den Film positiv auf. Die Gewichtung des Themas ist ausgewogen und wurde sauber abgerundet mit der Schlussaufnahme. Unschön wirken aber die Schnitte in die Zooms und Schwenks, wobei die Schwenks eher verwirrend denn führend sind. Von beiden aber war es ein bisschen zuviel des Guten. Die gewählte Musik ist zu bekannt und zu abenteuerlich zu manchmal belanglosen Szenen. Die Montage wirkt manchmal hin- und hergeschnitten und beinhaltet zu viele Wiederholungen von einzelnen Szenen.