EINSCHNITT von Hans Peter Muff




1987, als „ernsthafte“ 16mm und Super-8-Filmer das neue Medium VIDEO noch fast wie eine Beleidigung für’s Auge empfanden, hat uns Hans Peter Muff mit „EINSCHNITT“ einen wohltuenden Schock versetzt. Das Video ist natürlich total handgefertigt, ohne die heute üblichen Computer-Hilfsmittel. Auch über die reharbeiten erzählt HPM von Seilzügen und Fernsteuerschnüren welche Kamera und Requisiten bewegten. Vorbelastet durch sein erstes Hobby, der Aktfotografie hat HPM jede Einstellung minutiös geplant und manchmal dutzendfach durchgespielt. Auf ungemein kreative Art zeigt uns der Film, wie Fernsehen zwischenmenschliche Beziehungen zerfrisst. Die starke Bildsprache und der präzise gesetzte Ton zusammen mit einem dynamischen Schnitt ziehen den Zuschauer bis zum Schluss in Bann wobei auch die zahlreichen Nacktszenen nie als geschmacklos empfunden werden.

Akteure: Rut Buck und Roger Inglin sowie Willi Felchlin als Nachrichtensprecher


Adresse: Hans-Peter Muff, Murbacherstrasse 35, 6003 Luzern

Tel. 210 57 06 Mail: HansPeterMuff@gmx.ch


Aktualisiert:
Homepage:       www.muffart.com 
13.2.2008 hagi

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EINSCHNITT
Hanspeter Muff
VHS 7 Minuten  1987

Jurybericht


EINSCHNITT

Dieser Film wurde von der Jury einstimmig mit der Goldmedaille ausgezeichnet. weil dies mit Abstand der kreativste Film des ganzen Wettbewerbes war. Hinzu kommt. dass es sich hier auch um den einzigen Film handelt, der dem Zuschauer einen grossen lnterpretationsspielraum offen lässt.
D.h.. der Autor erzahlt nicht nur eine Geschichte- punkt, fertig; sondern er schildert ein Problem in einer Art und Weise, die den Zuschauer zwingt, sich mit dem Film und der Aussage des Filmes auseinanderzusetzen.

Der Film ist nicht nur technisch gut, sondern auch formal hervorragend gestaltet. Das beginnt bei der Titelgestaltung (das beidseitige einschieben des Wortes ElNSCHNlTT ) über abwechslungsreiche und interessant gewählte Kamerastandpunkte. Bildausschnitte. Kamerafahrten. Beleuchtungs- und Toneffekte bis zur Schlusszene, die fotografisch eingefroren wird und nahtlos zum Nachspann hinüberschwenkt.

Sicher sind hier dem Autor die technischen und elektronischen Moglichkeiten des Mediums Video von grossem Nutzen gewesen (denen sich der Filmer ja nicht oder nur beschränkt bedienen kann), aber auch diese Mittel müssen, wie hier der Fall, formalgerecht und sinnvoll eingesetzt werden können.

Natürlich ist auch dieses Werk nicht vollkommen. So wurde zum Beispiel allgemein der Einstieg des Filmes als recht mühsam empfunden, da die Tonqualität des Nachrichtensprechers sehr undeutlich ist. Eventuell ist dies zwar gewollt, um den Zuschauer mit den Schlagzeilen nicht zu irritieren und unnötig vom Aussagethema des Filmes abzulenken, aber vielleicht wäre hier eine Fremd-, oder gar Fantasiesprache angebrachter gewesen.

Dieses und vielleicht noch zwei oder drei weitere kleine Details sollen aber keineswegs die Leistung schmälern, die hier vollbracht wurde.

Für die Jury

Martin Stocker, Juror BSFA


Film- und Videoamateure Luzern
Clubwettbewerb 1987

Jury
Gabi Kopp,  Comiczeichnerin und Illustratorin
Olga Piazza, Schauspielerin und Medienfrau
Martin Stocker,  Filmer und Juror BSFA
Walter Schmid,  Werbeberater und Jazzmusiker