swiss.movie
Film- und Video-Festival
Region 2
 
 

Samstag, 5. März 2005
Altes Tramdepot (beim Bärengraben) in Bern

Alle Medaillengewinner der 3 Regionalfestivals (Franz./Ital.-Schweiz, Deutschschweiz West, Deutschschweiz Ost) sind gleichzeitig selektioniert für die Teilnahme am Schweizerischen Filmfestival in Spiez (www.filmfestivalspiez.ch)

 

Nr.

Autor

Film-Titel

Kat.

Dauer

Auszeichnung

1

M.Burkhard + A.Meier

Köhlerei

D

25

Diplom

2

Rolf Leuenberger

Tifosi-Fans

D

9

Diplom

3

Walter Ammann

Internationale Delta Schweizermeisterschaft 2004

D

18

Diplom

4

Marianne Beutler

Abschied

D

10

Diplom

5

Urs Kriech

unterwegs

D

12

Diplom

6

Marianne Albash

Wasserspiele

FK

14

Diplom

7

Erich Schuster

Waschfrauen wie anno dazumal

D

5

Diplom

8

Bela Jansco

Ruth (Portrait einer ausserg. Künstlerin)

D

30

Diplom

 

en Guete!

M i t t a g s p a u s e

     

9

Peter Jaberg

Dösselen - mitten im Leben

D

25

Diplom

10

Roger Stoll

Leon's Irrtum

D

13

Diplom

11

Edwin Meier

Tauchparadies Ost-Malaysia

D

15

Diplom

12

A.Studer + R.Brügger

Kuhglocken

D

14

Diplom

13

Günter Schmidt

Ballon über Bagan

D

16

Diplom

14

Heinz Gerber

Markus - Ein Leben für Hunde

D

14

Bronze

15

Jürg Treyer

Segeln wie vor hundert Jahren

D

20

Diplom

16

Rolf Leuenberger

Housi - Ein Aussteiger

D

14

Diplom

17

Roland Achini

J'ai pas besoin beaucoup pour ètre heureux“

D

20

Silber

18

Guido Henggeler

Blaues Paradies

D

21

Bronze

19

Marianne Beutler

Georges Dufaux

D

21

Bronze

D = Dokumentarfilm     S = Spielfilm     A = Animationsfilm     FK = Freie Kategorie

Die Jury:
Brigitta Rusca, Boesingen
Karl-Heinz Bach, Abtwil
Pascal Pfleger, Fribourg
Filippo Lubiato, Bern
Daniel Richard, Lausanne
Walter Herrmann, Neuhausen

Festival-Organisation: Berner Film- und Videoautoren

 

 

 

BEGRÜNDUNG DER JURY



Festival der Region 2 im März 2005 in Bern

Juryberichte zu den gezeigten Filmen


Die Jury hat die Filme aller 4 Regionen (Ital. - Franz.- Deutschschweiz West und Ost) zusammen bewertet.
Hier die Kommentare zu „unseren“ Filmen aus der Region 2 - zusammengstellt, nach den Anmerkungen aller Jurymitglieder, von Filippo Lubiato.

 

 

 

Köhlerei
Ein informativer Dokumentarfilm, der vor allem über den Kommentar eine Recherche erkennen lässt.
Der Einstieg über das Model zeigt einen Überblick.
Allgemein ist die Kameraführung angenehm und sie zeigt auch interessante Details und übersichtliche Totalen.
Bei Schnitt und Kommentar zeigt der Film eher Schattenseiten:
Zwar ist z.B. die Tonmischung angenehm und ausgewogen, aber die Bild-, Ton, Musik-Abfolge ist gelegentlich etwas holprig.
Die Stimme des Kommentars ist zwar angenehm, sie klingt etwas unsicher. Das Satzweise vorlesen und einbringen des Textes gibt den Eindruck, als müsse der Film eine Länge von 25 Minuten erreichen: Dadurch verliert der Film Tempo und wirkt wie ein Regionalzug, der nur langsam vorwärts kommt. Kürzer wäre besser gewesen.
Trotzdem ein angenehmer Film, der Stimmungen vermittelt und einen sachlichen Weg wählt, die Köhlerei vorzustellen.


Tifosi
Bewegt und unterhaltsam können wir etwas WM- Stimmung miterleben.
Dank guter und überlegter Kameraführung gelingt es dem Autor Amüsantes, Situationskomik abwechslungsreich zu mischen.
Der Autor geht mit der Kamera unter die Leute.
Nur so können spontane Bilder entstehen, wie z.B. der deutsche Fan. der ist gelungen eingefangen.
Ab und zu lässt der Zusammenschnitt jedoch eher eine Stilübung vermuten.
Auch ist er für ein Thema, das eigentlich wenig hergibt, zu lange.
Durch das Vermeiden von Wiederholungen und das Kürzen der Feierlichkeiten Könnte der Film noch einiges gewinnen.
Im Großen und Ganzen jedoch ein guter Stimmungseinfang.


Internationale Delta Schweizermeistermeisterschaft
Wie schön wäre es, fliegen zu können. Die Vögel machen es uns vor und der Film zeigt es anhand des Fluges eines Milans ganz am Anfang. Die Idee auf den Flieger überzugehen ist grossartig, leider ist der gewählte Augenblick für den Übergang nicht optimal getroffen worden. Es holpert hierbei und auch fortan zeigt der Film Unsicherheiten.
Es beginnt eigentlich schon mit dem Titel, der für Unbeteiligte eigenartig klingt (internationale Schweizermeisterschaft).
Es fehlen allgemein Informationen, dafür gibt’s Untertitel, die im unteren Bild vorbeiziehen: sie wirken wie eine Nachrichteninformation zu einem nicht passenden Bild (z.B. der Hinweis auf die Rocknight. Die Rocknight braucht es weder in Text noch im Bild).
Es gibt auch Sprünge in der Kontinuität (z.B. abrupte Schnitte in Bild und Ton). Stimmung kommt mit Musik auf, dann wird die Musik abrupt ausgeblendet und darunter leidet die Stimmung. Diese kommt und geht.
Die Idee, GPS einzublenden, ist hervorragend. Wie die Flüge ausgewertet werden, ist ohne Infos für Externe nicht ganz klar.
Bei derartigen Drehbedingungen guten Originalton einzufangen, ist sicher schwierig, aber vielleicht bereiten sich die Autoren ein anderes Mal etwas besser vor oder wählen andere Interviewsituationen.
Die Stärken hat der Film in seinen einzelnen Elementen wie in den Interviews, in der Musik und in einigen Aufnahmen der Flieger. Der Film zeigt so, dass das Ereignis für die Beteiligten höchst vergnüglich war.


Abschied
Ein Film der berührt, weil alle einmal in diese Situation kommen.
Jedoch gelingt es der Autorin nicht ganz, für Außenstehende den Abschied zwischen ihr und den Eltern spürbar zu machen.
Die Trennung des Vaters von der Mutter beeindruckt mehr. Die Grossaufnahmen – Gesichtsausdruck, ineinander gelegte Hände – sind sehr bewegend.
Für Außenstehende fehlt dem Film eine übersichtliche Struktur. Er hinterlässt die Wirkung von aneinander gereihten Bildern, die manchmal etwas durcheinander geraten sind: (Bett-Rollstuhl-Bett).
Auch die Erklärungen mittels Titeln, bringen den Zuschauer nicht weiter. Störend wirkt die süße Musikberieselung, insbesondere bei einigen schwer verständlichen Dialogen.
Der kurze Musikeinschub beim Gesangsverein gibt wenig Sinn.
Allgemein stellt sich die Frage, ob ein derartiger Film, in dieser Form abgefasst, für die Öffentlichkeit sinnvoll ist.
Vielleicht doch, denn der Film vermittelt Realität.


unterwegs
Der Film zeigt ein zentrales Problem: die Sicherheit der Kinder im Verkehr. Der Film zeigt auch, dass die Kinder mit dem Thema Sicherheit spielerisch konfrontiert werden. Manchmal wünscht man sich noch mehr in der Perspektive (also Augenhöhe) der Kinder versetzt zu werden.
Die Montage zeigt stärken in der Musikwahl und im Musikeinsatz. Die Spiele mit der Chronologie des Filmes dagegen sind nicht allen gleich zugänglich oder möglicherweise haben sich Fehler in die Titel eingeschlichen (Die Zeitangaben springen von 2003 auf 2004 und zurück).
Einige thematische Wiederholungen (z.B. am Anfang) und einige Längen (z.B. bei den Schlussfeierlichkeiten) strecken den Film leicht über die Optimallänge.
Zu guter Letzt: Der Film ist auch in der Gestaltung der „gesampelten Musik“ und in den Schlusstitel „unterwegs“ und er lässt Verkehrsteilnehmer einmal mehr, sich bewusst werden, dass es im Alltagsverkehr auch Kinder hat.


Wasserspiele
Ein musikalisches Experiment zum Thema Wasser, mit originellen Sequenzen, wie die Wellenbewegung im Titel, gespielte Szenen in entsprechendem Dekor, oder auch der Übergang in den Winter.
Die tanzenden Schattenfiguren, wie Scherenschnitte, sind sehr wirkungsvoll.
Leider wird die Atmosphäre durch einige Ungereimtheiten unterbrochen. Episoden, die zum Teil unabhängig von einander verbunden sind, Musikerinnen, die dem Film das mystische Element wegnehmen.
Mit Bild- und Toneffekten lieber nicht experimentieren, sondern gezielt und passend wählen.
Das Segelbootgequietsche, Unschärfen und S/W Elemente geben nicht immer Sinn.
Im Allgemeinen ist die Musik passend gewählt, die asiatische Melodie jedoch wirkt eher befremdend.
Die nicht immer ganz horizontalen Kamerapositionen sind störend (schräge Kamerapositionen werden nicht als Stil erkannt).
Durch das vermeiden von thematischen Wiederholungen könnte der Film kürzer gehalten werden und die wirklich stimmungsvollen Bilder würden mehr beeindrucken.


Waschfrauen wie anno dazumal
Die Idee, einen alten Arbeitsprozess in S/W-Bildern zu erzählen, ist passend. Mit einigen guten Grossaufnahmen und Originalton wird der Arbeitsprozess gezeigt.
Die Epoche „anno dazumal“ ist zwar nicht genau einzuordnen, vermutlich – aufgrund der S/W-Bildsprache und der Musik – ist sie in die Dreissiger/Vierziger Jahre einzuordnen. Der am Anfang eingesetzte gute und gut gesprochene Kommentar gibt wenig Infos dazu. Vielleicht hätte er dieses als Dokumentarfilm deklarierte Werk noch etwas abrunden können. Anhand des Titels „anno dazumal“ und aufgrund des S/W-Stils fragt es sich, wie weit die gelbfarbigen Titel passend sind.
Der Film vermittelt angenehme Stimmung und ist kurzweilig und unterhaltend.


Ruth
Die portraitierte Frau ist eine interessante, unterhaltsame Person, die gut und amüsant erzählen kann. Das Interview ist sehr spontan.
Auf Kosten der wenig aussagenden Einführungs- u. Schlussszenen (Besuch, Spaghetti-Party) so wie langen Interviews kommt das Wesentliche trotz der Überlänge des Beitrages zu kurz.
Die Darstellung des Interviews mit Schuss und Gegenschuss kann eine Szenerie beleben, sollte jedoch nicht den Hauptteil eines Filmbeitrages einnehmen. Längere Sequenzen wirken eher wie eine Radiosendung.
Einen tieferen Einblick ins Schaffen der Künstlerin wird uns verwehrt. Dennoch sind gerade bei diesen Aufnahmen der Malerei eine sorgfältige Arbeiten mit Kamera, Ton und Licht feststellbar.
Dagegen ist bei den Interviews die Kameraposition oft unvorteilhaft: Die Künstlerin sitzt linkslastig im Bild und beim Gegenschuss (auf die Interviewerin) werden die Haare im Vordergrund als störend empfunden. Eigentlich schade! Es ist ein gut gewähltes, sympathisches Sujet.


Dösselen – Mitten im Leben
Ein guter Dokumentarfilm mit vielen Informationen, Interviews und netten Kleinigkeiten. Z.B. dient als roter Faden der Pensionär Brunner.
Ein Film, der trotz seiner Länge nicht langweilt, weil er glaubwürdig und lebendig ist. Manchmal wirkt er fast zu idyllisch, so dass eine Art Werbe-Effekt durchsickert. Dem wäre bereits etwas abgeholfen, wenn weniger Musik zum Einsatz gekommen wäre. Diese wirkt gelegentlich zu aufdringlich.
Einige Unsorgfältigkeiten zeigen sich im Umgang mit der Technik: Manchmal sind Probleme mit dem Originalton hörbar, gelegentlich ist die Kamera zu unruhig und einige technische Effekte (bei Schnitten) wirken etwas übertrieben. Die Titel dagegen sind mit Grafiken professionell belebt.
Eher unglücklich sind die Perspektiven zu einigen InterviewpartnerInnen, wenn sie zur Moderatorin hochschauen müssen und Einsiedeln wird etwas zu ausführlich eingebracht.
Insgesamt zeigt der Film, dass er mit ernsthaftem Engagement ein schwieriges Thema positiv angegangen ist.


Léon’s Irrtum
Schöne Naturaufnahmen werden als Ferienerinnerung in eine Rahmengeschichte mit witzigem Einstiegskommentar eingebunden, was so nicht oft zu sehen ist.
Stimmungsvolle Bilder mit beeindruckenden Grossaufnahmen begleiten uns auf dem Boot und bei der Wanderung durch eine dschungelartige Gegend. Doch können diese nicht über die all zu langen Szenen hinwegtäuschen. Bald stellt sich die Frage, welcher Léon nun wohl einem Irrtum verfallen ist.
Einschübe von Bild-Splittings sind eher unpassend eingesetzt.
Die Musik ist auf die Bilder abgestimmt. O- Ton und Musik unterstützen die Bilder. Der Autor arbeitet mit teilweise guten Toneffekten. Doch bei den Grossaufnahmen sind sie etwas übertrieben.
Der Tonabmischung beim Kommentar darf noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Als Ideen-Spender für die Verarbeitung von Ferienaufnahmen ist dieser Beitrag in jedem Fall wertvoll.


Tauchparadies Ost-Malaysia
Es ist immer schön zu sehen, dass schöne Ferien in einem schönen Film verpackt werden können. Es wurde recherchiert und der Film informiert in Bild und Ton über das vielseitige Leben unter Wasser.
Es hat hervorragende Grossaufnahmen und viele schöne, gut beleuchtete Aufnahmen. Musik und Bilder sind sehr harmonisch. Der Kommentar nimmt einen mit Stimme, Sprache und Betonungen mit.
Bei der Montage sickern Fehler durch: es kommt zu thematischen Streckungen (eher überflüssig wirkt auch die Bootsfahrt zum zweiten Tauchziel, da der Unterschied zwischen den zwei Tauchorten nicht zu merken ist).
Der Film ist eine Collage aus herrlichen Bildern, aber auf Dauer wünscht man sich etwas mehr Aufbau und eine Steigerung. Vermutlich hat der Film das Wort „Ende“ am Filmende, damit der Film zum Schluss kommt. Aus ähnlichen Überlegungen ist die Twentieth Century Fox-Fanfare am Anfang zu überdenken: Sie stellt gewisse Ansprüche an das, was folgt.
Leider gibt es schon viele derartig schöne Unterwasser-Filme, deshalb bringt der Film nichts wirklich Neues. Und dennoch sind darin mehr als nur schöne Erinnerungen an Ostmalaysia verbunden die in Anbetracht des Seebebens in Asien auch eine besondere Bedeutung haben.


Kuhglocken
Ein Thema, das schon bekannt ist. Umso schwieriger wird es für einen Autor, einen Beitrag zu zeigen, der das Interesse im Zuschauer weckt.
Viel Sorgfalt und Überlegung sind erforderlich bei Aufbau,
Kamerapositionen, Vertonung, Schnitt. So können Überlängen, wie zum Beispiel im Einstieg, Bildsprünge, wie etwa in der Werkstatt vermieden werden.
Auch der Einsatz von Schnitteffekten wirkt bei diesem Thema eher störend.
Die Musik in der Werkstatt ist nicht glücklich gewählt.
Die Erklärungen sind eingehend und verständlich, jedoch etwas mechanisch gesprochen.
Gelungen sind einige Grossaufnahmen von Details, und der Ambiance zuliebe wurde ein angenehmer musikalischer und gestalterischer Rahmen gegeben.


Ballon über Bagan
Der Film zeigt uns sphärische Momente auf der Ballonreise mit beeindruckenden Bildern und diversen schönen Detailaufnahmen.
Die Montage inkl. Tonmischung, Musikmenge und Musikwahl ist sehr angenehm, wäre der Film nicht zu lang geraten. So sind die Einführung (rund um den Markt und den Tempel) für den Titel etwas zu stark eingebracht worden und die Ballonreise selbst ist auch etwas zu lang geraten. Es heisst: sich trennen von Material, dass der Film nicht braucht, so braucht es private Momente wie z.B. die Anwesenheit des VOX-TV-Teams nicht wirklich.
Während der männliche Kommentar angenehm klingt, ist die Stimme der Kommentatorin leicht gewöhnungsbedürftig und bei der Aussprache sind die Bemühungen, den Text verständlich lesen zu wollen, eher bemerkbar.
Schön an diesem Film ist, dass er uns in einem behutsamen Flug, ein uns fremdes Land zeigt.


Markus – Ein Leben für Hunde
Der Autor portraitiert einen interessanten Menschen. Ein Typ, der sich nicht entscheiden kann. Der aber doch aufzeigt, dass wo ein Wille ist auch ein Weg gefunden werden kann.
Wir werden mit vielen guten Bildern, einer guten Bildkomposition verwöhnt. Der Autor beherrscht die Kameraführung.
Bei den Interviews jedoch vermissen wir zum Teil die Sorgfalt bei den Aufnahmen – Licht/Schatten – Der distanzierende Tisch zwischen Kamera und Darsteller lässt die Nähe nicht zu.
Der Kommentar ist etwas ungelenk eingesetzt und gesprochen, er wirkt vorgelesen und ist zu subjektiv abgefasst. Trotzdem bleibt der zum Teil witzige Unterton nicht unbemerkt.
Das Auftauchen der Mitarbeiterin wird anfänglich falsch interpretiert. „Ist es die Partnerin?“ stellt sich die Frage. Erst später wird die Suche nach einer Partnerin im Kommentar thematisiert.
Der Film könnte ohne Qualitätsverlust leicht gekürzt werden. Viele ähnliche Aufnahmen mit den Hunden wirken wie Wiederholungen.
Die Musik ist gut gewählt und unterstützt die Aufnahmen dieses subtilen, menschennahen Dokumentes.


Segeln wie vor 100 Jahren
Wieder ein Ferienfilm, der mit recherchierten Informationen und schönen Bildern zu einer Reportage gewachsen ist.
Es sind nette Details, Perspektiven und Zwischenschnitte zu sehen (z.B. die engagiert arbeitende Menschen, die Haustiere auf dem Deck, die Schafe auf dem Land). Leider gibt es auch weniger spannende Einstellungen (z.B. bei bedeutungslosen Aktionen von Personen) und einige Einstellungen wirken in der Bildabfolge als eher unnötig (z.B. Seeansichten, Details vom Meter, Esstöpfe, sie wiederholen sich).
Auch persönliche Filmanteile oder der Exkurs auf dem Land passen nicht so ganz zum Film. Kürzer wäre besser gewesen. Gelegentlich kommen Zweifel auf, ob aufgrund der Infrastruktur vor 100 Jahren wirklich so gesegelt wurde (ein digitaler Messer ist Gross im Bild zu sehen).
Es gibt einerseits gute ruhige und wegtragende Momente, wo die Musik sphärisch ist, aber anderseits wirkt dann der dauerhafte Einsatz der Musik nicht mehr.
Zwar ist der Kommentar sympathisch und verständlich, insgesamt wirkt er aber doch etwas gewöhnungsbedürftig, zu abgelesen und gelegentlich geht er im Originalton unter.
Dennoch tut der Film uns auf eine interessante, spannende und auch kulinarisch schmackhafte Reise mitnehmen, die man am liebsten persönlich erleben möchte.


Housi – Ein Aussteiger
Es ist ein interessantes Portrait. Das Interview mit Auflockerungen in Bild und Ton ist als Stil gewählt und geschätzt worden.
Allerdings verwehrt der Autor dem Zuschauer den Einblick in die Aktivitäten von „Housi“ oder auch seiner Frau.
Stattdessen sehen wir Zwischenschnitte auf Häuser und auf auf- und abgehende Leute. Auch wird nicht deutlich, welche der beiden Frauen die Partnerin ist.
Im Titel könnte man ein Fragezeichen setzen. Ist Housi wirklich ein Aussteiger? Vermisst er doch in seinem selbst gewählten Umfeld einige Annehmlichkeiten der westlichen Welt (Technik, Traumauto, Kultur) und arbeitet aber trotzdem in der Tourismusbranche.
Der Einsatz der Kamera ist größtenteils bemerkenswert. Umso befremdender muten die zu oft angewendeten Zooms, Schwenks und Bewegungen an. Auch die zentrierte, halbnahe Einstellung ist nicht optimal.
Der Gitarrist in der letzten Sequenz wird als abschließender Rahmen empfunden. Leider haben sich dort Sujet-Wiederholungen und ein Bild-/Tonsprung eingeschlichen.
Insgesamt ein angenehmer Film der das Interesse für die Gegend um Cap Verde weckt.


« J’ai pas besoin beaucoup pour être heureux »
Dieser Film lebt, hat Aufbau und kommt ohne Tricks und Effekte aus.
Die Entwicklung des jungen Mannes ist interessant, seine positive Haltung trotz der Krankheit kann dem Zuschauer etwas aufzeigen. Ein Thema, das bewegt.
Die hart anmutenden Übergänge zeigen Parallelen und Kontraste: Vom Walzertanz zur Wühlmaschine, Vom Techno-Lärm zur Schneestille.
Doch fallen einige Ungereimtheiten in Ton und Bild auf, z.B. eine sprechende Person im in einer Nahaufnahme bewegt den Mund nicht und manchmal wirken die harten Zeitsprünge etwas zuwenig nachvollziehbar. Das Shutter/Stroboskop-Bild bei der folkloristischen Musikgruppe irritiert.
Der Lauftitel auf einem Standtitel verwirrt, vor allem weil er nicht als Stilmittel zum Film verwendet wird. Die Kamera ist gelegentlich verwackelt.
Aber das Thema berührt, der Film wirkt nie langweilig und zeigt eine Steigerung auf, vom Umgang mit der Krankheit, zum Umfeld, zur Familie bis hin zur Ukraine.


Blaues Paradies
Ein stimmungsvoller Film mit hervorragenden Bildern, die nur gelingen, wenn mit der Kamera nahe an der Natur gearbeitet wird. Es werden auch verschiedene Tageszeiten unter Wasser gezeigt.
Die Montage ist sauber und flüssig und hat gute Übergänge zu den einzelnen Kapiteln.
Der Film ist im Dreiakt-Prinzip aufgebaut. Es kommt aber zu einigen Überlängen durch thematische Wiederholungen. So z.B. beim ersten Akt am Strand mit den Touristen, beim zweiten Akt z.B. beim gelben Angelfisch sowie beim Unterwasserschwamm und beim dritten Akt beim versunkenen Schiff.
Auch hat der Film zwei Schlüsse: Beim ersten Auftauchen vermutet der Zuschauer das Ende, dann geht es noch mal unter Wasser und der Schlussgag mit der Tauchuhr zieht einem eher von der guten Atmosphäre weg.
Die Musikwahl ist grundsätzlich passend und gut zum Kommentar abgemischt. Die erste pompöse Musikstelle lässt aber die kleinen vereinzelten Fische eher noch kleiner wirken. Bei den Schwarmaufnahmen und beim Schiff passt die pompöse Musik schon besser.
Der Kommentar ist ausführlich, informativ und gut gesprochen und gibt den Bildern zusätzliche Faszination.
PS: Die Jury hat den Film ohne das breit angesetzte Produktionssignet am Anfang gesehen.


Georges Dufaux
Ein unterhaltendes Werk. Es lebt von der Spontaneität, der Tätigkeit und der Trickfilmsammlung Dufauxs.
Die Abschnitte sind ausführlich, die Übergänge in die einzelnen Abschnitte sind manchmal etwas abrupt und die Effektschnitte sind nicht wirklich nötig. Gelegentlich sind auch die Beleuchtung und die Handhabung der Kamera etwas hart.
Schön ist, dass die Kamera Nähe zeigt.
Manchmal wünschte man sich etwas Luft oder gerne hätte man noch gesehen, wie Dufaux lebt (Haus und Haushalt, hat er z.B. in der Küche auch so Raritäten oder braucht er eine „normale“ Infrastruktur).
Trotzdem ist der Film ein interessantes Werk, welches einen Einblick in die Filmgeschichte, in die Entwicklung der Filmprojektion und des Trickfilms ermöglicht.
Wir danken dafür der Filmautorin und ihrem faszinierend erzählenden „Darsteller“.

 

 

 



Jury und Jurykommentare:
Brigitta Rusca (Freundin des Filmclubs Freiburg, Region 1)
Karl-Heinz Bach (Filmclub St. Gallen, Region 3)
Walter Herrmann (Filmclub Schaffhausen, Region 3)
Pascal Pfleger (Filmclub Freiburg, Region 1)
Daniel Richard (Filmclub Nyon, Region 1)
Vakant Juror N° 6 (Region 2)

Juryvorsitz und Sekretariat:
Filippo Lubiato (Berner Autoren, Region 2)